Das Deutschland dringend mehr Wohnungen benötigt ist bekannt. Das aber oft an falscher Stelle gebaut wird, eher unbekannt. In den Großstädten geht die Zahl der Neubauten weiter zurück. In Städten und Gemeinden, in denen bereits der demographische Wandel erkennbar ist, steigen die Neubauten. Paradox. Doch warum passiert das eigentlich? Warum erfolgt nicht dort ein Neubau, wo er auch wirklich benötigt wird und somit am Ende auch am meisten Wert ist?
Ungleiche Verteilung beim Neubau
Die großen Städte wie Berlin, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart, Dresden und andere stöhnen unter dem starken Mangel an Wohnraum. Gebaut wird zwar hier, doch nur in relativ kleinem Umfang. Ecken in denen die Bevölkerung hingegen seit Jahrzehnten schrumpft, bieten dagegen nicht immer nur mehr Wohnraum, sondern auch die Zahl der Neubauten steigt dort rapide an.
Im letzten Jahr entstanden über 245.000 Wohnungen in Deutschland. Diese Zahl ist deutlich höher als in den vorherigen Jahren. Auch im Jahr 2015 wurde fleißig gebaut. Beklagen kann man sich darüber eigentlich nicht. Im ersten Halbjahr wurden mehr als 141.000 neue Wohnungen genehmigt. Das sind noch einmal 2,6 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2014. Eigentlich eine gute Sache, wenn es da nicht ein kleines Problem geben würde.
Neubau an falschen Orten
Würde man den obigen Zahlen folgen, müsste die Wohnungsnot in den großen Städten doch bald in den Griff zu bekommen sein. Doch der Bauboom findet fast nie dort statt, wo Wohnungen wirklich benötigt werden. Nach einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigte es sich, das die Wohnungen dort entstehen, wo sie eigentlich niemand benötigt. Weder jetzt noch in ein paar Jahren. In den Ballungszentren hingegen bleibt der Wohnraum weiterhin knapp. So wird besonders gerne in Städten und Orten mit unter 100.000 Einwohnern gebaut. Doch dort benötigt praktisch keiner einen Neubau. Der jährliche Bedarf liegt weit unter den tatsächlichen Neubauten.
Ganz anders in den größeren Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern. Hier liegt die Zahl beim Neubau deutlich unter dem Bedarf. So brauchte allein Berlin jedes Jahr 20.000 neue Wohnungen. Im letzten Jahr waren es aber nicht einmal 8744 Neubau Einheiten. Die Nachfrage wird in den kommenden Jahren noch viel schneller wachsen.
Strukturschwache Gebiete
Dennoch gibt es immer noch Bauherrn, die auch in strukturschwachen Gebieten ein neues Häuschen errichtet. Das kann schnell eine Fehlkalkulation werden. Die Preise werden weiter drastisch fallen. Die Wahrscheinlichkeit später einen Käufer zu finden, gehen gegen 0.
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