Chinas Online-Riese Alibaba geht in den USA an die Börse

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Der in China renommierte Online-Händler Alibaba setzt jetzt sein viele Monate lang geplantes Unterfangen, den Gang an die Börse in den USA, in die Tat um. Vergangenen Dienstag wurde seitens des Konzerns – eigenen Angaben zufolge – bei der Börsenaufsicht SEC ein Antrag auf Neuemission eingereicht. Laut Alibaba soll sich das Emissionsvolumen vorerst auf eine Milliarde Dollar belaufen. Es wird damit gerechnet, dass es sich hierbei um den bislang größten Börsengang seit Facebook vom Mai des Jahres 2012 mit einer Summe von 16 Milliarden Dollar handeln wird. Konsortialführer Alibabas sind die City Group, Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs, JP Morgan und Morgan Stanley. Ein Termin für den Gang zur Börse ist bislang noch nicht bekannt geworden.

Börse: Alibaba mit Spannung erwartet

In der Regel ist der Gang zur Börse ein recht gutes Geschäft für Banken, Berater und Gründer. Dahingegen besteht bei Onlinefirmen nach wie vor die Gefahr, dass diese nur aus heißer Luft bestehen. Dies konnte letzten Dienstag bei dem gehypten Dienst Twitter festgestellt werden, der 17,8 Prozent verlor. Dies basiert auf den Ablauf der Haltefrist nach deren Gang zur Börse im November, nach dem einige Aktionäre ihre Papiere käuflich anbieten dürfen. Schon im Vorfeld wurde damit gerechnet, dass zahlreiche Aktionäre ihre Anteile an Twitter aktuell zu Geld machen würden, was einen Verfall des Aktienkurses zur Folge hat.

Der amerikanische Konzern wächst nicht in dem Maße wie sein Konkurrent Facebook. Anders als von Experten erwartet, kam es im zweiten Quartal nicht zu einem Anwachsen der Anzahl der Twitter-Nutzer. Die Bestandskunden nutzten den Kurznachrichtendienst relativ wenig, was dazu beitragen könnte, dass Twitter nach den enorm hohen Erwartungen vor dem Gang zur Börse im November des vergangenen Jahres vielmehr ein Nischen-Anbieter bleiben wird. Am Mittwoch letzter Woche kam es im frühen US-Handel zum Einbruch der Aktie um knapp zwölf Prozent. Bereits im Januar kam es zum Ausstieg zahlreicher Investoren. Wie Twitter in der vergangenen Woche bekannt gab, stieg die Nutzer-Zahl um sechs Prozent an, was zu einem Ergebnis von 255 Millionen führte. Für Börsianer war diese Zahl eine Enttäuschung, der Markt jedoch schenkte ihr eine stärkere Beachtung. Der Umsatz verdoppelte sich auf 250 Millionen Dollar.

Twitter enttäuscht immer mehr

Experten gingen letztlich davon aus, Twitter würde sich ähnlich wie Facebook entwickeln, was im Dezember zu einem Anstieg des Börsenwerts auf 46 Milliarden Dollar beitrug. Der Umsatz in 2013 belief sich bei knapp 665 Millionen Dollar. Seit Februar 2014 verlor die Aktie 40 Prozent ihres Wertes. Jetzt im Mai wird bei zahlreichen Aktionären die Haltefrist auslaufen. Dies könnte einen Verkauf von bis zu 489 Millionen Twitter-Aktien zur Folge haben, was 83 Prozent der ausstehenden Papiere entspräche. Dagegen konnte Facebook seine Kundenzahl auf nahezu 1,3 Milliarden erhöhen und eine Umsatzsteigerung von 70 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar erreichen. Eines haben beide Unternehmen gemeinsam: Nach ihrem Gang zur Börse kamen sie in schwieriges Fahrwasser. Facebook hat es jedoch auf Anhieb ganz nach vorn geschafft, während Twitter bislang weniger erfolgreich war. Der Branchenexperte beim Analystenhaus Pivotal Research, Brian Wieser, betonte, es sei „unrealistisch und wirklichkeitsfremd“ anzunehmen, der Zwitscher-Dienst könne eine ähnlich hohe Stellung wie sein Konkurrent einnehmen. Twitter würde nach wie vor ein Nischendienst bleiben, wenngleich ein starker.

Alibaba könnte die Lage anders sehen, denn – ohne Übertreibung gesagt – verfügt das Unternehmen über einen starken Markt in der Heimat sowie über ein greifbares Geschäftsmodell.